Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz befreit. Die Deutsche Behindertensportjugend, die Deutsche Gehörlosen Sportjugend, Special Olympics Deutschland und die Deutsche Sportjugend gedenken der Opfer, der Überlebenden und ihrer Familien. „Nie wieder solche Gräueltaten“, das ist der Auftrag und die Verpflichtung der Überlebenden. 2004 wurde der Gedenktag durch die Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ geschaffen, um die Botschaft der Überlebenden mit Leben zu füllen. Gemeinsam wollen wir dieses Jahr wieder als Sportfamilie erinnern. Denn zwischen 1933 und 1945 wurden Menschen durch die Nationalsozialist*innen verfolgt und systematisch ermordet, darunter fast sechs Millionen Menschen jüdischer Herkunft genauso wie Sinti*zze und Rom*nja oder politisch Andersdenkende. Nur wenige überlebten Konzentrations- und Vernichtungslager in ganz Europa.

Damals:
Auch Menschen mit Behinderungen waren in besonderem Maße betroffen, weil sie nicht in das Weltbild der Nazis vom sogenannten „gesunden Volkskörper“ passten.
In geschlossenen Anstalten untergebracht und teils zwangssterilisiert, wurden über 200.000 Menschen ermordet, darunter mindestens 5.000 Kinder. Dies war die „Vorbereitung“ für den späteren systematischen Massenmord in den Gaskammern der Vernichtungslager. Vorausgegangen war das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ 1934, dem später der Beschluss zur Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ folgte, von den Nationalsozialisten beschönigend als „guter Tod“ – Euthanasie – bezeichnet. Unzählige Ärzt*innen und Pflegepersonal waren an der sogenannten T4-Aktion beteiligt, die nach 1945 juristisch dafür zumeist nicht belangt wurden. Die „T4-Aktion“ ist nach dem Sitz der eigens für die Mordaktionen aufgebaute Verwaltungszentrale in der Berliner „Tiergartenstraße 4“ benannt. Die Opfer dieses Massenmordes und der Zwangssterilisationen wurden nach dem Krieg nicht als Verfolgte des NS-Regimes anerkannt. Erst in den 1980er Jahren begann der Prozess der Wiedergutmachung, der unter anderem im Jahr 2007 die Aufhebung des Gesetzes von 1934 durch den Deutschen Bundestag nach sich zog.

Heute
Auch wenn wir heute in einer demokratischen Gesellschaft leben, gibt es weiterhin Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber Menschen, die eine psychische, geistige, körperliche oder Sinnesbehinderung haben. Beispielsweise sind sie dadurch, im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt, stärker von sexualisierter Gewalt betroffen und auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Auch werden die unterschiedlichen Lebenswelten von Menschen mit Behinderungen in der Pandemiebekämpfung noch zu wenig berücksichtigt. So stehen wir nach dreizehn Jahren UN-Behindertenrechtskonvention weiterhin vor vielen Aufgaben auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft. Die Voraussetzungen dafür können nicht einseitig geschaffen werden, wir alle sind in der Verantwortung und können mit unserem Handeln positiv dazu beitragen. „Eine inklusive Gesellschaft können wir erreichen, wenn wir Barrieren im Kopf abbauen und in unserem Handeln auch mal Mut zur Flexibilität haben. Dieses Prinzip ist grundlegend für die Arbeit der Behindertensportverbände und für uns als Dachverband für den deutschen Kinder- und Jugendsport. Alle Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, sich zu bewegen, und das in einem diskriminierungsfreien und sicheren Umfeld. Gemeinsames Spielen, Bewegen und Sporttreiben in Vereinen baut Barrieren und Berührungsängste ab und stärkt die persönliche Entwicklung.

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Für uns geben die Werte des Sportes hier sehr klar die Richtung vor: Wir engagieren uns für einen inklusiven Sport, in der jede und jeder selbstbestimmt und gleichberechtigt dabei sein kann, und damit für eine inklusive Gesellschaft. Wir stehen klar gegen Diskriminierung und handeln entsprechend. Denn: Jeder Mensch zählt, egal auf welchem Platz!“, so Benny Folkmann, 2. Vorsitzender der dsj.

Die Behindertensportjugend, die Gehörlosen Sportjugend, Special Olympics Deutschland, die Deutsche Sportjugend und die Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ stehen für eine Kultur des Verstehens und Miteinanders und für ein demokratisches Gemeinwesen, in dem die Würde jedes Menschen geachtet und verteidigt wird.

Weitere Links: 
Deutsche Behindertensportjugend
Deutsche Sportjugend und ihr Handlungsfeld „Sport mit Courage“: Teilhabe und Vielfalt und Sport mit Courage

Hintergrund:
Der Basistext wurde verfasst von der Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“. Das Netzwerk aus Fangruppen, Fanprojekten, antirassistischen Bündnissen, Amateur- und Profivereinen, der DFL und des DFB, der dsj sowie zahlreichen Personen und Institutionen aus der Zivilgesellschaft, organisiert seit 18 Jahren ,,den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“, an den Spieltagen um den 27. Januar. Kernpunkte der Kampagne sind das mitfühlende Erinnern an das unendliche Leid, das Millionen Menschen in der NS-Zeit erfahren mussten, mit besonderem Blick auf die preisgegebenen Mitglieder der Fußballfamilie, sowie die unbedingte Forderung, alles heute zu tun, „dass Auschwitz nie mehr sein!“. Darüber hinaus versteht sich die Kampagne als historischen und politischen Lern- und Aktionsort, wo sich Menschen, die den Fußball lieben, generationsübergreifend, mit klugen und kreativen Aktionen im Stadion und in der Zivilgesellschaft für ein demokratisches, den Menschenrechten verpflichtetes Gemeinwesen, engagieren. Am Donnerstag, 20. Januar 2022, ab 19.04 Uhr richtet der FC Schalke 04 in Kooperation mit der Schalker Fan-Initiative e.V. die Auftaktveranstaltung zum kommenden Erinnerungstag mit dem Thema „Jeder Mensch zählt – egal auf welchem Platz“ aus. Im Mittelpunkt des Gedenkens stehen Euthanasie-Opfer, also Menschen mit Behinderungen, die vom nationalsozialistischen Regime verfolgt und ermordet wurden.

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